Nachwachsende Verpackung – klingt ziemlich gut, oder? Finden wir auch. Natürlich wachsen unsere Kappen, Deckel und Flaschen nicht an Bäumen. Deshalb geben wir unser Bestes, in immer mehr Verpackungen nachwachsende Rohstoffe zu nutzen. Bis 2025 wollen wir kein erdölbasiertes Plastik mehr in unseren Verpackungen verwenden. Das schaffen wir nicht von heute auf morgen, doch es geht voran.

Was spricht gegen Plastik?

Plastik, wie wir es seit Jahrzehnten kennen, hat viele Vorteile: Es ist leicht, stabil, hygienisch. Allerdings hat es auch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Herkömmliches Plastik besteht aus fossilen Rohstoffen wie Erdöl. Schon bei der Förderung dieser fossilen Rohstoffe entsteht Schaden für unsere natürlichen Lebensräume und ihre Artenvielfalt. Und auch am Ende seines Lebenszyklus landet Plastik weltweit noch viel zu häufig als Müll in der Umwelt und damit als Mikroplastik im Ökosystem und der Nahrungskette.

Was nur wenige wissen: Selbst wenn erdölbasierte Plastikverpackungen recycelt werden, muss immer wieder frisches Plastik zugesetzt werden, da sonst die Qualität nachlässt und das Material zu spröde wird. Der Recyclingprozess funktioniert also nur, solange im Recyclingstrom, also beispielsweise durch den Gelben Sack, auch Verpackungen aus frischem Plastik enthalten sind.

Und was ist die Lösung?

Die eine optimale Lösung gibt es leider (noch) nicht. Deshalb haben wir uns entschieden, parallel verschiedene Wege zu verfolgen und sowohl die Entwicklungen in der Kreislaufwirtschaft als auch die Etablierung neuer Materialien aktiv mitzugestalten:


Zum einen stellen wir also unsere Verpackungen Flasche für Flasche, Deckel für Deckel um, auf recyceltes und recyclingfähiges Plastik. Mehr darüber, wie wir uns durch das gesamte Kneipp Sortiment arbeiten findest du auf unserer Infopage zum Recycling.


Zum anderen haben wir uns das Ziel gesetzt, den Transformationsprozess voranzutreiben, bis wir auf erdölbasiertes Plastik in unseren Verpackungen verzichten können. Dafür nutzen wir unter anderem Kork, Silphie- und Graspapier sowie neue, innovative Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen. Diese neuen Materialien mit Namen wie forewood oder Paper Blend haben enorme Vorteile, stellen uns aber auch noch vor Herausforderungen.


Du willst mehr wissen?

Hier findest du die Details zu den verschiedenen Verpackungsmaterialien:

Verpackungsteile mit Holzresten 

Infografik über Verpackungsteile aus Holzresten

Von der Kaffeekapsel zur Kosmetikverpackung: Manchmal muss man die Fühler in ungewohnte Richtungen ausstrecken, um in Sachen nachhaltiger Verpackungen voranzukommen. So finden sich dann auch zwei Partner wie ein Unternehmen mit über 130-jähriger Geschichte (also wir) und ein Start-up, das durch eine TV-Show bekannt wurde: Rezemo.  

 

Vielleicht kennst du schon die Rezemo Kaffeekapseln aus Holzfasern? Wir haben mit dem Start-up daran gearbeitet, den gleichen Werkstoff, das sogenannte forewood Material, für Teile unserer Verpackungen zu verwenden.

Frau öffnet den Creme-Tiegel mit forewood-Deckel aus Holzfasern

Nun sind sie da: Unsere Deckel mit Holzresten. Dabei verwenden wir PEFC-zertifizierte Holzfasern aus süddeutschen Wäldern, die als Nebenprodukt in der holzverarbeitenden Industrie anfallen (beispielsweise klassische Sägespäne) sowie Bindemittel aus Pflanzenstärke. Damit basiert das Material zu 100 Prozent auf nachwachsenden Rohstoffen und schont wertvolle Ressourcen.


Doch was ist nun die Herausforderung, von der wir weiter oben sprachen? Wir haben den Anspruch bei der Entwicklung unserer Verpackungen in Kreisläufen zu denken. Das heißt, entweder recyclingfähig oder biologisch abbaubar.


Auch forewood ist potenziell industriell kompostierbar und entspräche damit unserem Anspruch in Sachen Kreislaufwirtschaft. Allerdings fehlt derzeit noch die Infrastruktur für die Verwertung solch neuer Materialien. Bestehende Abfallsysteme sind mit Blick auf lang bekannte Verpackungsmaterialien konzipiert; auf neue, innovative Materialien sind sie noch nicht eingestellt. Diese werden (wie leider so viele andere Verpackungen auch) verbrannt.


Auf der einen Seite haben wir somit einen wichtigen Fortschritt für ressourcenschonende Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen – auf der anderen Seite fehlt aktuell das Element der Kreislauffähigkeit. Was also tun? Wir haben für uns entschieden, Stillstand ist keine Option:

Wir wollen und können nicht warten, bis irgendwann eine optimale Ausgangsbasis verfügbar ist. Der Weg zu nachhaltigeren Lösungen ist ein Prozess des ständigen Nachbesserns. Transformation ist nur möglich, wenn Impulse aus dem Markt gegeben werden.

Alexander C. Schmidt CEO der Kneipp Gruppe
Bild ohne Namen

Was unter dem Deckel steckt


In unsere neuen Deckel haben wir viel Arbeit gesteckt, dabei aber auch den Rest des Packagings nicht vergessen: Der Tiegel ist zu 35-40 Prozent aus recyceltem Glas gefertigt, das Etikett besteht aus FSC-zertifiziertem Papier mit leicht abwaschbarem Klebstoff, und die innere Dichtungsscheibe aus vollständig pflanzlich basiertem Polyethylen (sogenanntes Bio-PE). Mit diesem Gesamtkonzept konnten wir auch die Jury des Red Dot Design Awards 2023 überzeugen. Die drei ausgezeichneten Produkte könnt ihr euch schon bald nachhause holen: Die Mandelblüten Nachtcreme wartet bereits im Shop auf euch, die Mandelblüten Tagescreme steht für Juli in den Startlöchern und die Kneipp Fußbutter kommt ab Herbst im neuen Packaging.

Paper Blend: aus nachwachsenden Rohstoffen, die wir von Papier kennen

Wenn du die Kappe unserer Lippenpflege in die Hand nimmst, wirst du nicht glauben, dass das kein Plastik ist. Und genau das ist das Besondere an Paper Blend. Es hat alle Vorteile, die eine Kunststoffverpackung so praktisch machen – stabil, schützt vor Feuchtigkeit, hygienisch – aber es besteht aus biobasierten, nachwachsenden Rohstoffen. Genauer gesagt: zu 99 Prozent aus Rohstoffen, die wir von ganz normalem Papier kennen.

Isabel Hafner aus dem Kneipp Packmittelmanagement erklärt uns, was es genau mit diesem Material auf sich hat: „Paper Blend besteht zu 99 Prozent aus Inhaltsstoffen, die auch zur Papierherstellung genutzt werden – also vor allem aus Zellulose und mineralischen Additiven. Es ist komplett frei von Erdöl. Um Elemente aus Paper Blend einzufärben, wird bis zu einem Prozent PLA verwendet, das ebenfalls natürlichen Ursprungs ist. Es wird meist aus Maisstärke gewonnen, zählt aber aufgrund der nötigen Verarbeitung zu den Kunststoffen. Um dieses eine Prozent kommen wir aktuell leider noch nicht herum.“


Das Gute: Wenn Paper-Blend-Verpackungen in die Umwelt gelangen, zersetzen sie sich langfristig zu Biomasse – am Ende bleiben nur CO₂ und Wasser. Deshalb hat Paper Blend das Zertifikat OK Compost nach EN13432 erhalten. 

Die Paper-Blend-Kappe unserer Lippenpflege ist also eine biologisch abbaubare Verpackung und grundsätzlich zur industriellen Kompostierung geeignet. 

„Allerdings stehen wir aktuell noch vor der Herausforderung, dass die Kompostwerke alle nach Fehlwürfen aussehende Materialien, wie beispielsweise Plastik, aussortieren. Deshalb empfehlen wir derzeit die Entsorgung im gelben Sack. Denn Paper Blend ist nicht nur kompostier-, sondern auch recycelbar“, erklärt Isabel. Aus den alten Kappen könnten also wieder neue werden. 

Aufgrund der derzeit noch unklaren Situation mit den Prozessen der Entsorgungsbetriebe haben wir uns entschlossen, ein eigenes Rücknahmesystem in unseren Kneipp Shops anzubieten. 

Silphie: wächst und wächst und wächst nach

Frau sitzt auf dem Sofa und hält eine Kneipp Lippenpflege-Verpackung mit Silphie-Papier in den Händen.

Die Faltschachteln unserer Lippenpflege werden jetzt noch nachhaltiger: Wir stellen um auf Silphie-Papier.


Vermutlich suchst du jetzt in deinem Hinterkopf vergeblich nach irgendeiner Verknüpfung zum Stichwort „Silphie“? Keine Sorge, das ging uns anfangs genauso. Bei der Silphie-Pflanze handelt es sich um einen sehr schnell nachwachsenden Rohstoff. Sie ist in großen Mengen verfügbar und dank regionalem Anbau lassen sich Transportwege sowie die damit verbunden CO₂-Emissionen sparen.

Die gelb blühende Silphie-Pflanze wird regional angebaut
Die gelb blühende Silphie-Pflanze kommt auch bei Bienen gut an.

„Wir haben uns allerdings vor allem deshalb für die Silphie entschieden, weil sie sich komplett verwerten lässt“, erklärt Isabel. „Wir nutzen die Silphie-Fasern zunächst zur Herstellung des Kartons für die neue Lippenpflege-Faltschachtel. Die übrigen Fasern der Pflanze werden in Biogasanlagen zur Erzeugung von Energie verwendet. Sogar die Gärreste kommen im Anschluss wieder zum Einsatz – und zwar als Dünger für neue Silphie-Felder.“ Aktuell besteht der Karton zu 35 Prozent aus Silphie-Fasern. Die Silphie-Faltschachtel könnt ihr wie gewohnt im Altpapier recyceln.

Vom Abfallprodukt zur Verpackungsschönheit: unsere Kork-Hülsen

Über Trends kann man sich ja streiten. Aber Upcycling ist definitiv ein Trend mit Sinn. Und wir machen mit. Denn auch unsere Verpackungselemente aus Kork haben eine wenig glamouröse Vorgeschichte: Ob Verschnitt aus der Weinkorkenproduktion, von Gin-Deckeln oder der Herstellung von Korkböden – unser Kork war mal Abfall. Sogenannter Post Industrial Waste. Viel zu schade für die Tonne.

Wir nutzen den Kork deshalb für unsere Lippenpflege-Verpackung. Die untere Hülse der farblosen Lippenpflege besteht aus einem Korkgemisch mit 70 Prozent Korkanteil. Das Material ist sogar Ecocert- und Cosmos-konform. 


Die Hülse der farbigen Lippenpflege ist aus einem Mix aus Paper Blend und Kork. Farbe und Haptik der Hülse unterscheiden sich deshalb etwas von der Hülse der farblosen Lippenpflege.

„Dass wir für unsere Verpackungen Korkabfälle verwenden können, ist ein tolles Beispiel für ressourcenschonendes Arbeiten. Davon abgesehen ist Kork auch an sich schon ein nachhaltiges Material, und vor allem ein nachwachsender Rohstoff“, erläutert unsere Verpackungsexpertin Isabel. „Kork wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen. Das Besondere: Die Korkeiche bildet ihre Rinde nach, sodass immer wieder geerntet werden kann, ohne dem Baum zu schaden." 


Korkeichenwälder, natürliche und angepflanzte, stellen einen widerstandsfähigen, sehr dürre-resistenten Lebensraum dar und beherbergen eine große Artenvielfalt. Sie helfen außerdem, der Versteppung entgegenzuwirken und binden wie alle Wälder Kohlenstoffdioxid.

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