Männer sollen in unserer Gesellschaft schon seit jeher stark sein, hart, rau, mutig und dominant. Zumindest war das lange das Idealbild von Männlichkeit. Nicht von ungefähr kam der beleidigende Ausdruck „Du Weichei“, den ich erfreulicherweise schon sehr lange nicht mehr gehört habe.
Nein, Männer sind nicht schwach. Und wenn, dann sind es „Luschen“, Kerle, die sich von einer Frau sagen lassen, was sie tun sollen, irgendwie keine „echten“ Männer. Nein, das denke ich nicht wirklich. Aber das sind Denkweisen, die mir von der Gesellschaft lange vorgelebt wurden. Auch wenn mein Vater nicht diesem Bild entsprach, zum Glück. Und er mir und meinem Bruder dieses auch nie versucht hat einzutrichtern, so war das Bild dieses Mannes, dieses starken, muskulösen und niemals Schwäche zeigenden Mannes, immer präsent. Weil Kinder ihre Vorbilder auch außerhalb der Familie finden.
Schnell war klar, dass ich alles andere als ein klassischer Mann war. Schon bevor mir klar war, dass ich schwul bin. Und gewissermaßen war mein Outing für mich und dieses starre Bild von Männlichkeit auch eine große Erleichterung. Denn als schwuler Mann war ich per se nicht kompatibel mit diesem Bild.