Bitterstoffe – ein gesundes Geschenk der Natur
Bitterstoffe – ein gesundes Geschenk der Natur
Schmecken nicht allen, aber stecken voller Potenzial:

Bitterstoffe – ein gesundes Geschenk der Natur

„Uaaahhh – das soll gesund sein?!“ Wer gerade etwas Bitteres zu sich genommen hat, gibt ja gern mal solches oder Ähnliches von sich – begleitet von teils faszinierender Gesichtsakrobatik. Doch wusstest Du, dass hinter dieser scheinbar so harmlos-witzigen Reaktion auf Bitterstoffe eigentlich ein uralter Warnmechanismus unseres Körpers steckt? Er signalisiert: „Vorsicht, hier droht eventuell Gefahr!“ Schmecken zum Beispiel Zucchini oder Speisekürbisse trotz vorherigem Erhitzen bitter, sollte man sie auf keinen Fall essen! Also Finger weg von Bitterstoffen? Damit täte man ihnen definitiv unrecht; denn längst ist bekannt, dass sehr viele Bitterstoffe sehr viel Gutes bewirken und damit zu einer gesunden Ernährung beitragen können. 

Von den alten Griechen bis Sebastian Kneipp:

Historischer Flasche Karottensaft von Kneipp.

Die lange Geschichte von Bitterstoffen in der Heilkunde

Hippokrates, Hildegard von Bingen, Paracelsus: Sie alle gehören zum Who’s who der Heilkunde – und sie alle erforschten bzw. nutzten die erstaunlichen Wirkungen von natürlichen Bitterstoffen, die als chemische Verbindungen in einigen Pflanzen vorkommen. Auch unser Gründer Sebastian Kneipp reiht sich in diese lange Liste der „Bitter-Aficionados“. So beschreibt er etwa in seinem Hauptwerk „Meine Wasserkur“, wie verschiedene bitterstoffhaltige und von ihm in Behandlungen eingesetzte Heilmittel auf Verdauung und Co. wirken: Ein Tee aus Bitterklee sei gesund und „vorzüglich für den Magen“, eine Zubereitung mit Tausendguldenkraut „das beste Mittel gegen Sodbrennen“ … und Enzian, Schafgarbe sowie Spitzwegerich sollten ohnehin Pflichtbestandteil jeder kleinen Hausapotheke sein.

Über Geschmack lässt sich streiten – aber:

Hand hält eine Knolle Ingwer. "Ingwer-Power!" als Text darüber.

Zu einer guten Ernährung gehört auch Bitteres

Aus der Überzeugung heraus, dass gegen nahezu jede Krankheit ein Kraut gewachsen sei, schrieb Kneipp vielen bitterstoffhaltigen Pflanzen eine gesundheitsfördernde Wirkung zu. In seiner 5-Säulen-Philosophie nimmt neben Pflanzen jedoch auch das Thema Ernährung als Quelle unseres Wohlbefindens einen festen Platz ein. Wir kombinieren: Wer mit seinem Körper durch bewusste Ernährung etwas Gutes tun möchte, tut gut daran, bitterstoffhaltige Lebensmittel auf den Speiseplan zu setzen. Heute entscheiden sich glücklicherweise immer mehr gesundheitsbewusste Menschen dazu – zumal es den Bitterstoffen lange Zeit ziemlich bitter erging: Wegen der weit verbreiteten Abneigung gegen bitteren Geschmack wurden sie über viele Jahrzehnte systematisch aus Lebensmitteln, vor allem Obst und Gemüse, herausgezüchtet.

Verkannte Talente:

Text: Better Be Bitter

Was Bitterstoffe im Körper bewirken können

Obwohl keine Nährstoffe im eigentlichen Sinn, wirken pflanzliche Bitterstoffe in unserer Ernährung auf erstaunlich vielfältige Weise. Beste Beispiele hierfür sind Lactucin und Cynarin: Letzterem, das unter anderem in Artischocken enthalten ist, attestiert man etwa, die Produktion von Gallenflüssigkeit – und damit die Verdauung – anzuregen. Wer wiederum gern zu bitteren Salatsorten greift, kann auf die beruhigende Wirkung von Lactucin hoffen. Von diesen spezifischen Effekten abgesehen, werden Bitterstoffe generell als „Animateure“ für eine gesunde Verdauung empfohlen – was bitterstoffhaltige Lebensmittel zur optimalen Vorspeise bei fettigem, reichhaltigem Essen macht. 

Augen auf, Mund auf:

Nahaufnahme von Rosmarinzweigen mit Textoverlay: Rosmarin.

In diesen Lebensmitteln stecken besonders viele Bitterstoffe

Magen, Darm und Galle freuen sich also über eine regelmäßige Bitterstoffzufuhr. Und allen, die jetzt schon vorsorglich das Gesicht verziehen, sei versichert: Unsere Geschmacksknospen reagieren zwar stärker auf bitteren Geschmack als auf süßen – lassen sich aber ziemlich leicht trainieren. Abgesehen davon können viele bittere Lebensmittel perfekt mit anders schmeckenden Zutaten kombiniert werden. Man nehme nur mal bitteres Gemüse wie Artischocken, Auberginen, Chicorée, Chinakohl, Endivien, Fenchel, grüne Paprika, Rosenkohl und Rucola: Sie alle sind fester Bestandteil zahlloser leckerer Rezepte – ebenso wie Kräuter wie Rosmarin oder Salbei – und harmonieren zum Beispiel hervorragend mit dem Geschmack fruchtig-saurer Tomaten. Apropos Geschmack: Schokolade mit hohem Kakaoanteil, Kaffee, Wermut-Kraut (als Tee oder Saft) gelten ebenfalls als freigiebige Bitterstofflieferanten für eine bessere Verdauung.

Für jeden das rechte Maß:

Frau sitzt am Fenster und trinkt aus einem Glas.

Welcher Bitter-Typ bist Du?

Mit dem Bitter-Essen verhält es sich ähnlich wie mit dem Scharf-Essen: Während die eine seelenruhig genießt, dampft es dem anderen schon beim geringsten Schärfegrad aus den Ohren. Was bittere Lebensmittel betrifft, kann das Ganze sogar genetische Ursachen haben; darauf deuten zumindest Forschungen hin, die 2019 auf einem Kongress der US-amerikanischen Heart Association präsentiert wurden¹: Demnach hängt es von einem bestimmten Gen und dessen Untervarianten ab, ob bestimmte Nahrungsmittel auf uns außergewöhnlich bitter wirken. Solche „Super-Schmecker“ machen dann von Natur aus einen Bogen um alles Bittere.


Übrigens: Wer seine Ernährung stärker Richtung Bitterstoffe ausrichten möchte, gleichzeitig aber Medikamente einnimmt, sollte vorher ärztlichen Rat einholen. Denn tatsächlich kann es (zum Beispiel im Fall von Grapefruitsaft in Kombination mit bestimmten Cholesterinsenkern) zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen².

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