Die Unterarme von einer Frau sind in einem mit Wasser gefüllten Waschbecken.
Die Unterarme von einer Frau sind in einem mit Wasser gefüllten Waschbecken.

Das kalte Armbad nach Kneipp – oder: der „Kneippsche Espresso“

Wusstest du, dass eine ganz bestimmte Kneipp Anwendung dieselbe Wirkung haben kann wie eine Tasse Espresso? Ganz ohne Barista-Schulung und lange vor der Erfindung von Latte Macchiato und Co. entdeckte Sebastian Kneipp nämlich einen natürlichen Wachmacher: das Armbad mit kaltem Wasser – von vielen Kneippscher Espresso genannt. Zutaten? Reines Wasser, das war’s schon! Warum also kompliziert, wenn es auch einfach (gesund) geht.

Die Unterarme von einer Frau sind in einem mit Wasser gefüllten Waschbecken.

Frischekick to go: So wirkt das kalte Armbad

Ganz egal, wie und wann dein Tag beginnt und endet: Wichtig ist, dass du in der Zeit dazwischen deinen Körper richtig einschätzen kannst. Bittet er dich um eine Pause – oder hat er einen kleinen Energy Boost nötig? Letzteren musst du dir nicht unbedingt aus Energy Drinks oder Kaffee holen!


Ein Unterarmbad nach Kneipp kann nämlich:

  • bei Abgeschlagenheit und Müdigkeit erfrischen
  • den Stoffwechsel anregen
  • die Blutzirkulation sowie die Durchblutung des Herzmuskels fördern
  • die Abwehrkräfte der oberen Atemwege stärken
  • Schmerzen bei Ellbogenbeschwerden lindern

Einfach & genial – oder nur Kaffeesatzleserei?

Werfen wir doch mal einen Blick darauf, was die Wissenschaft sagt: Laut Dr. med. Norman Best verfügt unser Körper über ein sogenanntes aufsteigendes retikuläres aktivierendes System (ARAS), das unser Weckareal darstellt. Wie der Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin am Universitätsklinikum Jena weiter erklärt, reagiert dieses sehr gut auf Kältereize.¹ Zur Stimulierung des ARAS können wir beitragen, indem wir die Kälterezeptoren mit kaltem Wasser „kitzeln“. Das kalte Nass vermag uns also mit sehr geringem (Kosten-)Aufwand aus einem Tagestief herauszuziehen – genau das, was wir uns auch von einem Espresso-Shot versprechen. 


By the way: Der Kneippsche Espresso ist auch am Abend völlig unbedenklich, da er zwar an-, aber nicht aufregend wirkt – und somit keine Einschlafprobleme verursacht.

Video: Anleitung zur Durchführung eines kalten Armbads.
Das Video spielt bei Klick auf den Play-Button ab.

Klar, kalt und deutlich: eine Anleitung zum kalten Armbad

  • Wann solltest du’s tun? Empfohlen wird der späte Vormittag oder frühe Nachmittag, doch natürlich kannst du ganz nach individuellem Bedarf jederzeit „armbaden“.


  • Vorbereitung: Fülle das Waschbecken in deinem Bad (alternativ eine Wanne im Garten oder auf dem Balkon) mit kaltem Wasser: Temperatur 12 bis 18 Grad Celsius.


  • Startklar: Tauche deine Arme bis zur Mitte der Oberarme ins Wasser und führe mit deinen Unterarmen gerne eine kurbelnde Bewegung durch.  


  • Bis es bitzelt: Deine Arme sollten so lange im Wasser bleiben, bis du ein deutliches Kältegefühl spürst – also ca. 30 bis 40 Sekunden.


  • Bitte lächeln: Atme während der Anwendung ruhig und tief weiter; wenn du dabei lächelst, kann dein Körper übrigens zusätzlich Endorphine produzieren.²


  • Nicht Abtrocknen! Streife stattdessen das Wasser am Ende der Anwendung einfach sanft ab.


  • Und jetzt wiedererwärmen: Abschließend solltest du durch Kleidung mit langen Ärmeln für Wiedererwärmung sorgen oder circa 20 Sekunden lang pendelnde Armbewegungen ausführen.

Vorsicht: Hier bleibt der Hahn besser zu!

Deine Arme und Hände sollten sich vor Beginn der Anwendung auf jeden Fall warm anfühlen; sind sie kalt, deutet das auf Durchblutungsstörungen hin, die das kühle Wasser eventuell verstärken kann. Auch bei Angina pectoris und organischen Herzkrankheiten solltest du besser von einem kalten Armbad absehen oder vorher Rücksprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt halten.

Von Morgen- und Abendmenschen

Armbecken nach Kneipp.

Welcher Armbad-Typ bist du?

Vor dem ersten Kaffee am Morgen spricht man dich besser gar nicht erst an? Keine Bange: Sogenannte Morgenmuffel sind keineswegs fauler oder gar unsozialer als ihre „New-day-new-Challenge!“-Pendants. In der Wissenschaft ist es längst Konsens, dass es sich bei der Unterscheidung zwischen Morgen- und Abendtypen („Lerchen“ und „Eulen“) nicht um eine Lifestyle-Erfindung handelt: Die Körpertemperatur von Abendmenschen steigt schlicht später an als die von Frühaufstehern – und auch die Ausschüttung von Melatonin findet unterschiedlich früh bzw. spät statt.³


Da ergibt es natürlich Sinn, die Wahl des Zeitpunkts für ein Unterarmbad nach Kneipp ebenfalls an den individuellen Typ anzupassen. Kommst du morgens nur schwer in die Gänge, kann ein kurzes Armbad dafür sorgen, dass du wesentlich fitter am Frühstückstisch sitzt. Wer hingegen schon nach dem Aufstehen schnell auf 100 Prozent kommt, dem hilft die Methode wunderbar übers Nachmittagstief. 


Übrigens: Spätestens im Sommer könnten sich beide Typen glatt beim Armbaden treffen; denn vom angenehmen Kühlungseffekt, der sich dann einstellt, profitieren Eulen und Lerchen gleichermaßen. 

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